Das voll digitale Kind.

Veröffentlicht: 6. August 2015 in Family & Friends
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 Es ist ein Klassiker: Das Kind schläft auf den letzten Kilometern vor dem Urlaubsziel endlich ein. Rausreißen? Nein. Ich beschließe, sie im Auto vor dem Wohnzimmerfenster der Ferienwohnung sitzen zu lassen, mit Babyfon-App auf dem (gesperrten) Smartphone. Da habe ich sie im Blick. Von dort aus tut sich: nix. Weil ich der App aber nicht ganz traue, schaue ich eine Viertelstunde später mal kurz am Autofenster vorbei. Und sehe: Ein ausgesprochen waches Kind, das mir mit einem fröhlichen „Ändi!“ mein Smartphone entgegenstreckt. Sie hat alle ausgehenden Anrufe blockiert, außerdem den Nicht-stören-Modus aktiviert und zwölf Fotos geschossen.

(Ich bin so stolz auf sie.)

Lustkauf, leider verdorben.

Veröffentlicht: 4. August 2015 in Geschichten aus dem Supermarkt
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Foto

 

Ich hab’s getan. Bin einem Jahr nach Erscheinen erlegen. Dem iPhone6. Weil mein 4er hinten und vorne gesplittert ist. Weil das Betriebssystem nicht mehr aktualisiert wird. Weil ich damit die neue Produktions-App meines Arbeitgebers nicht nutzen kann. Weil ich es schon sechs treue, lange Jahre habe. Weil das 6er so tolle Fotos machen kann.
WEIL ICH WILL!

Aber Gravis hat’s mir versaut. Eben beim Abholen des online bestellten Artikels im lokalen Geschäft.

Verkäufer: „Welche Hülle nehmen Sie denn dazu?“
Ich: „Keine, die gefallen mir nicht.“
V:  „Wir haben alle auch ausgepackt da, zum Anfassen.“
K: „Danke, sie gefallen mir nicht.“
V: „Sie sollten Ihr iPhone aber schon schützen.“
K: „Klar.“
V: „Dann kann ich Ihnen noch verschiedene Versicherungen empfehlen.“
K: „Habe ich online gesehen, nein danke.“
V: „Aber blablablaaaaa blabla Wasserschaden…bla….Sturz…bla….bla… kostet auch nur 99 Euro für zwei Jahre.“
K: „Nein, danke.“
V: „Sie haben vorhin den Kameraschutz für 10 Euro angesehen, wenn Sie den zur Versicherung dazunehmen, kann ich Ihnen um 20 Euro entgegenkommen.“
K: „Nein.“
V: „Das sind dann nur noch 70 Euro, das lohnt sich wirklich, weil da ist dann blaaaa…Wasserschaden…blabla…Sturz…..“
K: „Nein.“
V: „Nehmen Sie den Kameraschutz dann trotzdem mit?“
K: „Nein. Sie könnten mir aber mal eben sagen, was die Reparatur vom Gehäuse des iPhone4 kosten würde.“
V: „120 Euro.“
K: „Aha, danke.“
V: „Aber nicht, dass Sie jetzt denken – beim iPhone 6 würde das viel teurer werden, da sind wir gleich bei 300 oder 400 Euro, da würde sich dann der Versicherungs…“
K: „Nein.“
V: „Das ist schon sinnvoll, weil blaa…..Sturz…blablaaaaa…..Wasserschaden….blaaaa.“
K: „Kann ich das Angebot auch nachträglich dazukaufen?“
V: „Ja, natürlich. Dazu müssten unsere Techniker das Gerät dann überprüfen, da wird zusätzlich zur Versicherung eine Servicepauschale fällig.“
K: „Dann nicht.“
V: „Na gut. Aber ich habe es Ihnen gesagt!“
K: „Durchaus.“
V: „Also, hier ist Ihr iPhone. Ein Jahr Garantie.“
K: „Gibt es nicht eine gesetzliche vorgeschriebene Garantiefrist von zwei Jahren?“
V: „Gewährleistung! Gewährleistung, nicht Garantie. Gewährleistung bedeutet, dass das Gerät  bei Übergabe einwandfrei sein muss. Wenn in einem Jahr und zwei Monaten die Kamera kaputtgeht, dann ist das nicht mit der Gewährleistung abgedeckt. Und die Gewährleistung ist auch nicht gültig für Sachen wie Sturz…bla…Wasserschaden…bla.“

An diesem Punkt bin ich kurz davor, das Ganze abzubrechen und das Geschäft ohne iPhone zu verlassen. So ein unverfrorenes, drückerhaftes Verkaufsgespräch habe ich selten erlebt. Weil ich aber endlich ein neues Smartphone und zwar dieses will, halte ich durch. Mit zusammengebissenen Zähnen. Was mich gerade etwas ärgert, ich hätte ihm doch besser drei warme Worte zum Thema Verkaufsstrategie mitgeben sollen. Möglicherweise kaufe ich auch in sechs Jahren oder so eines der Nachfolgemodelle. Oder Zubehör. Aber garantiert nicht mehr hier. Und vielleicht freue ich mich nächste Woche über das neue schicke Dings, das mich dann begleitet. Aber für den Moment ist mir die Lust daran gründlich vergangen. Schade drum, Gravis.

Supergeile Mutti.

Veröffentlicht: 25. Februar 2014 in Geschichten aus dem Supermarkt
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Edeka hat’s mal wieder geschafft. Viralmarketing auf hohem, sehr unterhaltsamen Niveau mit diesem großartigen spielenden Entertainer. Meine Version der gesammten Reihe ist klar. Spiele ich ab sofort morgens nach jeder dürftig mit Schlaf versorgten Nacht, mittags, wenn das Zauberdings mal wieder in einen vollen Löffel Karotte-Kartoffel geniest hat und abends, wenn sie endlich tief und fest schlummert.

Anprangerung.

Veröffentlicht: 25. Februar 2014 in Aufgelesen
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Martha Stewart weddingsMist. Jetzt hat man mich als angehende Braut mich angefixt, dieses in den USA erhältliche wedding-Heft von Martha Stewart sei ja dermaßen toll. Und sogar als iPad-App erhältlich! Und dann muss ich feststellen, dass es iOS 6 erfordert. Ich habe aber ein iPad der allerersten Generation, damals schon gebraucht gekauft, weil es für meine Zwecke vollkommen ausreicht. Und das heißt: Bei iOS 5 ist Schluss. Eine total durchsichtige Masche von Apple, für ältere Geräte keine Betriebssystem-Updates bereitzustellen. Und leider funktioniert sie. Ich prangere das an!

Grmpf. Ich verweigere mich an dieser Stelle. Kein wedding magazine für mich. Ich kann auch ohne heiraten. Ganz bestimmt.

Mein Brautkleid bleibt mein Brautkleid.

Veröffentlicht: 18. Februar 2014 in Family & Friends
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„Es tut mir leid, Sie müssen das Kleid jetzt wieder ausziehen.“ BITTE?!?
„Gerade kam eine Kundin, die ist extra wegen dieses Modells da.“ petticoat

Da stehe ich also. Der Mann und die beste Freundin schauen völlig hingerissen. Ich trage ein traumhaftes Brautkleid, es ist das erste, das ich überhaupt anhabe und das einzige, das ich in diesem Laden anprobiere. Er ist wunderhübsch und ich fahre schon lange täglich mit der Bahn daran vorbei, aber er wird schließen und es sind nur noch ein paar wenige Brautkleider da. Das hier habe ich zielsicher rausgegriffen, es hat mich sofort begeistert. Die anderen sind nicht mein Fall. Aber kann ich ernsthaft das allererste Kleid kaufen, in das ich reinschlüpfe? I mean, really? Und was ist mit den geplanten Besuch etwa dreier Brautstudios und dem Posing in mindestens 20 Kleidern bei Prosecco? Ich will ja nur ein einziges Mal heiraten, das muss ich sowas doch voll auskosten!

Ich regle das über den Preis, denke ich mir. Das Kleid ist bestimmt auch mit Räumungsverkaufrabatt so teuer, dass ich es nicht innerhalb von zehn Minuten kaufen werde. Im Grunde genommen habe ich noch nicht mal die, denn die Verkäuferin lässt mich das Kleid keine Sekunde lang reservieren – es ist eben Räumungsverkauf. „Was kostet es?“ frage ich also. „400 Euro“ kommt die Antwort, mir rutscht das Herz Richtung Reifrock. Ich schiele selbst aufs Schild. Heruntergesetzt von 980 Euro. Mist.

Ich ziehe das Prachstück erst mal wieder aus und schaue zu, wie es weggetragen wird. Ratlose Beratung mit den mitgebrachten Beratern. Was jetzt? Geht das? Einfach kaufen? Loslassen? Auch andere Brautläden haben schöne Brautkleider? Ja. Aber! Da kommt noch mal die Verkäuferin. „Wissen Sie“, strahlt sie, „das Kleid passt total gut zu der anderen Kundin, denn es heißt ‚Katrin‘ – und die Kundin heißt auch Katrin!“ Sensationell. Mit einem trockenen „Ich auch“ bringe ich die Dame erst mal zum verblüfften Schweigen. Noch mal Rücksprache. Noch mal die im Kleid geschossenen Fotos anschauen. Und der Mann sagt: „Weißt Du. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du in irgendeinem anderen Kleid noch schöner aussiehst.“

Meins.

Böser, böser Unterzucker.

Veröffentlicht: 17. Februar 2014 in Family & Friends

Von meiner Schwangerschaftsdiabetes blieb zum Glück nicht viel übrig. Nur so viel:Wenn das 11-jährige und voll versierte Großkind bereits einen riesigen Teller Pasta oder Ähnliches verputzt hat, aber unbedingt noch was Süßes hinterher haben will, kommt es mit sinnierendem Blick auf mich zu und raunt bedeutungsvoll „Ich glaube, ich bin total unterzuckert.“

MilchkaffeeDer erste Schluck ist eine Offenbarung, der zweite die reine Freude. Weich gebranntes Braun, cremiges Weiß, perfekte Harmonie. Und das, obwohl Milchkaffee in The Barn Roastery als verpönt gilt. Ich übrigens auch ab demnächst. Die Rösterei mit Café im Prenzlauer Berg hat es geschafft, sich in kürzester Zeit bei zahlreichen Kinderwagenschiebern unbeliebt zu machen – mit einem Poller mitten im Eingang. Denn Kinder sind hier nur geduldet, wenn sie weder krümeln noch die Ruhe stören, erklärt der Inhaber sinngemäß im Gespräch mit der „Welt“. Sein Ziel: Kaffee zelebrieren – und da ist er übrigens konsequent: Laptops und Handys sind ebenso unerwünscht, Hintergrundgedudel sucht das Ohr vergeblich.

Und wenn er „Kaffee“ sagt, meint er das auch genauso. Ohne Schnickschnack wie Zucker und Milch. Filterkaffee ist das Gebot der Stunde, handgetropft. Dass ich meinen trotzdem mit geschäumter Milch bekomme, ist ein Zugeständnis an Berliner, die’s noch nicht begriffen haben. Und milchschaumversessene Stuttgarterinnen, die kurz vor der Geburt des ersten Kindes noch möglichst viel unternehmen wollen, was mit der gesamten Baby-Ausrüstung kompliziert wird.

Rüblikuchen

Den mütterlichen Aufschrei kann ich zwar im Ansatz nachvollziehen. Gleichzeitig finde ich es aber selbstverständlich, dass ein Café-Betreiber sein gewünschtes Konzept umsetzen darf. Und hier bin ich also – den hoch gelobten Kaffee kosten und der Barn Roastery nebenbei zeigen, was sie ab August verpassen wird. 😉 Um es kurz zu machen: Ich liebe es. Helle, klare Weiß-und-Holz-Optik, lang gezogene Eck-Theke, eher spartanische Einrichtung mit nicht ganz bequemen Sitzklötzen und langer Bank, Baulampen an Wandhaken. Gedämpfte Atmosphäre, passend zum Regen vor der Türe. Stilechtes Kaffee- und Röst-Equipment. Und ein saftiger, verschwenderisch mit Zuckercreme garnierter Rüblikuchen, der mich gemeinsam mit dem Milchkaffee dazu verführt, hier ein paar Stunden in herrlicher Ruhe zu verbringen.

The BarnCopyright: Erik Borälv

PS: Kurz nach meinem Besuch Ende Mai haben sich die Sonntags-FAZ und die Stuttgarter Zeitung dem Trend zum Filterkaffee und auch der Barn Roastery gewidmet.

Schweiß, Schweiß, Baby.

Veröffentlicht: 20. Juni 2013 in Das Leben im Allgemeinen
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Jaja, wir haben uns den Sommer hergewünscht wie sonst was, den Regen verflucht, die Kälte abgrundtief verachtet. Dass die Hitze ausgerechnet ankommt, wenn ich erst zwölf Tage im Klinikbett liege und nun bei knapp 40 Grad ohne Ventilator in einer Dachwohnung ausharren muss, ist das schlechteste Timing aller Zeiten. Zum Glück bin ich hier nicht die einzige kurz vor Hitzeschlag. Und bei genauer Betrachtung kann ich mich glücklich schätzen, denn ich habe von uns dreien mit Abstand am wenigsten Fell.

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herz_für_zucker

Stimmen zur Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes

Hebamme 1
Äpfel sind nicht so gut, lieber Bananen.

Hebamme 2
Bananen unbedingt vermeiden, hoher BE-Wert. Lieber Äpfel. Müsli ist prima, Vollkorn auch.

Diätassistentin
Müsli geht in kleinen Mengen, statt Milch lieber Naturjoghurt oder Quark nehmen, Eiweiß- statt Vollkornbrot, auf keinen Fall Bananen, keine Diätprodukte, keine Rosinen.

Gynäkologin
Kein Zucker, am besten auch kein Fett, wenig Kohlenhydrate, keine Säfte, allerhöchstens zwei Portionen Obst am Tag, Erdbeeren nicht so toll, Vollkorn nur gemahlen, maximal 1/4 Liter Milch, dafür viel Gemüse und Salat. Auf meine Rückfrage, wovon ich denn satt werden solle, zuckte sie die Schultern.

Diätologin
Bloß keinen Naturjoghurt sondern Quark, Vollkorn gerne auch in ganzen Körnern, mindestens zweimal Obst am Tag, besser Äpfel als Bananen, Erd- und andere Beeren auch prima, Vollkornbrot ist gut, wenn nötig ein bisschen dunkle Schokolade, bewusst fetthaltige Lebensmittel wählen, weil Fett die Aufnahme von Kohlenhydraten blockiert und damit verhindert, dass der Blutzuckerspiegel explodiert. Daher zum Beispiel, wenn Eis, dann lieber ein Milchspeiseeis ohne Waffel statt Wassereis und wenn Kuchen, dann lieber Schwarzwälder Kirsch als Obstkuchen – es sei denn, es kommt Sahne obendrauf.

So wie’s aussieht, darf ich also alles.

Lineniennetzplan

Lineniennetzplan

Gemäß ärztlicher Anweisung wäre ich heute morgen besser mit dem Auto zum Pflichttermin gefahren. Weil aber Parkplatzsituation am Ziel miserabel und Haltestelle direkt daneben sind, nahm ich den öffentlichen Nahverkehr. Auf der Hinfahrt klappte das prima.

Auf der Rückfahrt setzte ich mich versehentlich zunächst in die falsche Bahn. Also wieder aussteigen und umplanen. Ich wartete etwa zehn Minuten, bis die richtige Bahn einfuhr – und zwar am gegenüberliegenden Bahnsteig. Also ging ich rüber, wartete weitere sieben Minuten, stieg ein. Zwei Haltestellen später war Umsteigen angesagt. Ich vergaß aber, auszusteigen. Also nächste raus, wieder in die Gegenrichtung gefahren, diesmal richtig ausgestiegen. Und am nächsten Bahnsteig richtig eingestiegen, in eine der beiden Linien, die mich sonst bis nach Hause bringen. Zwei Stationen vor meiner Haltestelle war allerdings unerwartet Endstation: Um diese Uhrzeit fährt die zweite Linie eine kürzere Route. Also noch mal neuen Bahnsteig aufgesucht, neun Minuten gewartet … und schon in nur etwa 40 statt 15 Minuten zu Hause gewesen.

Das ist offenbar nicht nur nicht mein Tag, sondern auch schon nicht meine gesamte Woche.

(Die Schwester übrigens, mit der ich während der Fahrt per Whatsapp verbunden war, kommentierte nur trocken: „Gib Bescheid, wenn ich dich in München abholen soll.“)

Eine erste, kleine Blutung im April, eine Woche Rumliegen, dann Schongang.
Als nächstes eine gelockerte Symphyse, die jeden einzelnen Schritt zur Herausforderung macht.
Dann eine massive Blutung, wegen der ich heute den zehnten Tag im Krankenhausbett verbringe und von Glück reden kann, dass ich inzwischen wenigstens auf Toilette darf und nicht mehr vor Augen und/oder Ohren von zwei Mitpatientinnen die Bettpfanne benutzen muss. Ende derzeit nicht absehbar.
Und weil das alles noch nicht reicht, wurde heute eine Schwangerschaftsdiabetes festgestellt.

Ich habe den Hals so voll, ich kann’s gar nicht ausdrücken.

Die etwas jüngere Sicht der Dinge.

Veröffentlicht: 22. Mai 2013 in Family & Friends
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Wir liegen frühmorgens im Bett, das zehnjährige Kind des Mannes und ich, der Wecker hat gerade geklingelt und wir gönnen uns noch ein paar Minuten. Das Minidings in mir macht nämlich Turnübungen, das sieht lustig aus. Da fängt das Kind an zu sinnieren, wie viele kleinere Geschwister denn da noch rauskommen könnten. Ich versuche, sanft zu bremsen: Jetzt erst mal das eine.

„Hey“, schlägt das Kind vor, „Ihr könnt ja noch eins kriegen, wenn ich aus dem Haus bin!“ – „Öhm, ja, also, nein, glaub‘ nicht“, sage ich. „Wenn ein zweites gemeinsames, dann wohl eher schnell.“ – „Stimmt!“, kommt lachend die Zustimmung. „Bis ich ausm Haus bin, da ist Papa so alt, da haste auch keinen Bock mehr.“

 

Die kleine groß Zehnjährige des Mannes muss heute zum ersten Mal beim Bahnfahren umsteigen. Was ihr bislang alleine gedanklich enorme Bauchschmerzen bereitet hat, aber diesmal lässt es sich nicht vermeiden – die Bahn hat auf Ferien-Fahrplan umgestellt und wir können sie bei der Ferienbetreuung nicht pünktlich abholen. Woraufhin sie sich tapfer bereit erklärt, das mal zu probieren.

Am Morgen zieht sie los, bewaffnet mit einem riesigen Zettel mit genauer Beschreibung, verschiedenen Abfahrtszeiten, Stadtbahn-Nummern und -zielen, Telefonnummern, Handy und der strikten Order, sich vor und nach der kleinen Bahnreise zu melden. Was sie auch brav tut und mir – weil gerade abwesend – auf die Mailbox spricht. Ich erwische sie zehn Minuten später auf ihrem Mobilfon für Notfälle. Da sitzt sie schon quietschvergnügt an der Zwischenhaltestelle, ist ein bisschen stolz und hat alles voll im Griff.

Doch dann senkt sie die Stimme, legt ein paar Bedenken rein und sagt: „Aber Du, miss k?“ – „Ja?“ – „Weißt Du, ich hab das Ticket vergessen.“

Das zehnjährige Kind und ich unterhalten uns im Schwimmbad über ein optisch ungleiches, am Beckenrand heftig knutschendes Pärchen. Sie wiegt ungefähr dreimal so viel wie er. Das Kind findet: Passt nicht. Ich versuche, eine Lanze zu brechen: „Vielleicht passt es aber sonst ganz wunderbar, weißt Du? Ich vermute, die denken ähnlich, finden die selben Dinge gut, haben den gleichen Humor und so.“

Das Kind denkt kurz nach, wägt die Wahrscheinlichkeiten ab und sagt dann: „Na gut. Dann muss sie aber unten liegen.“

Danke, nein.

Veröffentlicht: 8. Mai 2013 in Geschichten aus dem Supermarkt
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Hallo Herr BabyWalz,

wir waren vor drei Wochen in Ihrer Böblinger Filiale, um uns einen Kinderwagen zu kaufen. Auf unsere Frage nach einem Jogging-Kinderwagen präsentierte Ihre Mitarbeiterin den TFK Joggster Twist – ein Modell, das fürs Joggen überhaupt nicht zugelassen ist.

Des Weiteren waren ihr zahlreiche Funktionen des Kinderwagens überhaupt nicht bekannt. Unter anderem behauptete sie, dass die hintere Verdecklasche herunterhängen muss (dabei kann sie bei Bedarf eingerollt und befestigt werden). Ihrer Angabe nach lässt sich auf das Modell außerdem keine Recaro-Autoschale aufsetzen – bis wir ihr die entsprechende Info im TFK-Katalog gezeigt haben. Als nächstes sagte sie, für den Wechsel zwischen Babywanne und Babyschale müsse man die Adapter ab- und wieder anschrauben. Da wir uns das nicht vorstellen können, haben wir sie gebeten, bei TFK anzurufen – und siehe da, sie sind zum Stecken. Alles andere wäre auch Quatsch gewesen.

Insgesamt haben wir uns etwas über zwei Stunden mit dem Modell beschäftigt und vieles herausgefunden, wovon Ihre Mitarbeiterin keine Ahnung hatte. Insofern war es auch wirklich schade, ein paar Tage später zu erfahren, dass der Kinderwagen wegen des feststellbaren Vorderrades überhaupt nicht zum Joggen verwendet werden darf und deswegen für uns keine Option ist.

Fazit: Wir haben soeben rund 1.000 Euro bei einem Konkurrenten ausgegeben und werden sämtliche weiteren Anschaffungen für unser Kind ebenfalls nicht bei Ihnen tätigen.

Schönen Tag noch
miss k.

Vorsicht, Hass.

Veröffentlicht: 6. Mai 2013 in Das Leben im Allgemeinen
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Vor etwa drei Wochen ist mir jemand erst in mein geparktes Auto und dann weitergefahren, als sei nix passiert. Kotflügel und Stoßstange sind verkratzt und weisen leichte Dellen auf. Zum Glück meldete sich bei mir eine Zeugin, die alles beobachtet, das Kennzeichen notiert und mich informiert hat. Ein Engel! Das ist das vierte Mal, dass mir jemand geparkterweise Teile meines Autos beschädigt und sich keinen Deut darum schert und jedesmal bin ich auf den Kosten sitzengeblieben. Nur, weil irgendein verdammtes Arschloch (m/w) nicht den Anstand hat, zu sagen: „Das tut mir leid, Entschuldigung. Ich melde das meiner Versicherung.“

Aber diesmal dachte ich, sei das kein Problem. Die Polizei kam, nahm alles auf. Vergangene Woche fing ich an, mich zu wundern, warum weiter nichts passiert. Ich rief das Polizeirevier an, wurde an die Unfallermittlungsstelle weiterverwiesen und dort zur Sachbearbeiterin. Besser gesagt: zu ihrem Anrufbeantworter.

Gerade rief sie zurück. der Fall sei längst abgeschlossen, das Arschloch (m/w) habe leider keine sichtbaren Schäden am Auto. Aha, und eine feinere Analyse als Augenmaß gibt es nicht? Nein, dafür habe die Polizei schon lange kein Geld mehr. Sie verstehe, dass das unbefriedigend sei. (STIMMT!) Und warum ich nun der Polizei hinterhertelefonieren muss, wenn der Fall längst bei den Akten liegt? Darauf Folgendes:  Sie habe mehrfach versucht, mich zu erreichen – leider vergeblich. Wo genau, das weiß sie leider nicht mehr, das ist nun wirklich zu lange her. (Anmerkung: Ich habe sowohl zuhause als auch auf dem Handy weder verpasste Anrufe noch Nachrichten auf dem AB gehabt.) Spätestens dann, interveniere ich, wäre es an der Zeit für eine schriftliche Benachrichtigung. Nein, entgegnet die Freundin und Helferin, schriftlich nur bei positivem Ergebnis. Bei einem negativem Ergebnis wie bei mir wird telefonisch informiert. Und wenn ich mehrfach nicht erreichbar bin, dann kann sie also wirklich nicht, weil sie müsste ja dann viel zu viele Fälle auf Halde – das geht nicht.

Ich bin STINKSAUER! Auf diese unwürdige Informationspolitik in einer Behörde, die sonst jeden Fliegenschiss schriflich haben will. Und auf alle feigen Arschlöcher, die sich einen Dreck um Schäden scheren, die sie verursachen und andere einfach auf den Kosten sitzen lassen. Ihr seid zum Kotzen.

Kundenschreiben

Endlich ein Stromanbieter, der mich versteht.

Fahrrad

Frühling, Sonne, Fahrradfahren! Okay, vorher müssen die Räder zur Werkstatt. Meines ist insgesamt etwas vernachlässigt, beim Mann funktioniert der vordere Umwerfer nicht mehr richtig. Wir googeln, telefonieren und schieben ab Richtung Stuttgarter Hauptbahnhof – dort ist die Werkstatt, die spontan noch Kapazitäten frei hat. Und das läuft dann so:

Beim Rad des Mannes, sagt der Fahrradwerkstattsuperfachberater, muss also der Umwerfer vorne ersetzt werden. Das hat Auswirkungen auf den Umwerfer hinten, außerdem auf die Kette, das vordere und auch das hintere Ritzel („Das hat ja schon gar keine Zacken mehr, das sind mehr Hügel, das lässt sich nie auf eine neue Kette anpassen“). Kostenpunkt für diese Fahrradkettenreaktion: 200 Euro. Viel Geld, aber nach 16 Jahren ohne nennenswerte Reparaturen auch vertretbar. Dann kommt der Meister hinzu und sagt, die hintere Felge sei wegen Alters schon gerundet und zeige erste Risse. Müsse auch dringend ersetzt werden. Gefolgt von der unverschämten Ansage, man nehme den Auftrag nur an, wenn wir alles reparieren lassen – halbe Sachen mache man nicht und überhaupt, es müsse am Rad schon alles zusammenpassen. Da sind’s schon knapp 400 Euro. Happig.

Bei meinem Rad sind’s nur Kleinigkeiten – Bremse instandsetzen, Reifen checken, außerdem ein Fahrradschloss abschneiden, zu dem der Schlüssel fehlt. Ich will das Rad drei Tage später abholen, werde aber genötigt, direkt am Folgetag noch vor der Arbeit vorbeizukommen, weil man es in der Werkstatt unmöglich so lange herumstehen lassen könne. Na gut. Eine schnell erledigte Reparatur hat ja auch was für sich.

Das Rad des Mannes nehmen wir wieder mit, er will eine zweite Meinung, bevor er den Gegenwert eines halben zweiten Drahtesels investiert. Die kriegt er auch, von der Fahrradwerkstatt am Marienplatz. Der Meister sagt, ui, da ist kein Zug mehr auf dem Draht, der ist kaputt. Kostet 15 Euro. Und die Risse in der Felge, ja. Er empfiehlt, beim nächsten platten Reifen nicht nur den Schlauch, sondern dann eben gleich das ganze Rad auszutauschen.

Ich selbst hole mein Rad am Hauptbahnhof am darauf folgenden Morgen ab. Ist einwandfrei, nur das Schloss hängt noch dran. Dafür hat der Meister mein Zahlenschloss weggeschnitten, das den Fahrradkorb sichert. Schön, sage ich, dann macht ihr mir jetzt ein neues Zahlenschloss dran, kein Problem. Der Meister staucht den Fahrradwerkstattsuperfachberater noch schnell in einer südländischen Fremdsprache zusammen, danach bieten sie mir genau das Schloss an, das ich ohnehin gerne als Ersatz für dasjenige ohne Schlüssel gehabt hätte. Natürlich hätte ich es aus Prinzip woanders gekauft. Umsonst nehme ich es aber gerne mit.