Frühling, Sonne, Fahrradfahren! Okay, vorher müssen die Räder zur Werkstatt. Meines ist insgesamt etwas vernachlässigt, beim Mann funktioniert der vordere Umwerfer nicht mehr richtig. Wir googeln, telefonieren und schieben ab Richtung Stuttgarter Hauptbahnhof – dort ist die Werkstatt, die spontan noch Kapazitäten frei hat. Und das läuft dann so:
Beim Rad des Mannes, sagt der Fahrradwerkstattsuperfachberater, muss also der Umwerfer vorne ersetzt werden. Das hat Auswirkungen auf den Umwerfer hinten, außerdem auf die Kette, das vordere und auch das hintere Ritzel („Das hat ja schon gar keine Zacken mehr, das sind mehr Hügel, das lässt sich nie auf eine neue Kette anpassen“). Kostenpunkt für diese Fahrradkettenreaktion: 200 Euro. Viel Geld, aber nach 16 Jahren ohne nennenswerte Reparaturen auch vertretbar. Dann kommt der Meister hinzu und sagt, die hintere Felge sei wegen Alters schon gerundet und zeige erste Risse. Müsse auch dringend ersetzt werden. Gefolgt von der unverschämten Ansage, man nehme den Auftrag nur an, wenn wir alles reparieren lassen – halbe Sachen mache man nicht und überhaupt, es müsse am Rad schon alles zusammenpassen. Da sind’s schon knapp 400 Euro. Happig.
Bei meinem Rad sind’s nur Kleinigkeiten – Bremse instandsetzen, Reifen checken, außerdem ein Fahrradschloss abschneiden, zu dem der Schlüssel fehlt. Ich will das Rad drei Tage später abholen, werde aber genötigt, direkt am Folgetag noch vor der Arbeit vorbeizukommen, weil man es in der Werkstatt unmöglich so lange herumstehen lassen könne. Na gut. Eine schnell erledigte Reparatur hat ja auch was für sich.
Das Rad des Mannes nehmen wir wieder mit, er will eine zweite Meinung, bevor er den Gegenwert eines halben zweiten Drahtesels investiert. Die kriegt er auch, von der Fahrradwerkstatt am Marienplatz. Der Meister sagt, ui, da ist kein Zug mehr auf dem Draht, der ist kaputt. Kostet 15 Euro. Und die Risse in der Felge, ja. Er empfiehlt, beim nächsten platten Reifen nicht nur den Schlauch, sondern dann eben gleich das ganze Rad auszutauschen.
Ich selbst hole mein Rad am Hauptbahnhof am darauf folgenden Morgen ab. Ist einwandfrei, nur das Schloss hängt noch dran. Dafür hat der Meister mein Zahlenschloss weggeschnitten, das den Fahrradkorb sichert. Schön, sage ich, dann macht ihr mir jetzt ein neues Zahlenschloss dran, kein Problem. Der Meister staucht den Fahrradwerkstattsuperfachberater noch schnell in einer südländischen Fremdsprache zusammen, danach bieten sie mir genau das Schloss an, das ich ohnehin gerne als Ersatz für dasjenige ohne Schlüssel gehabt hätte. Natürlich hätte ich es aus Prinzip woanders gekauft. Umsonst nehme ich es aber gerne mit.